Wir nähern uns dem Basislager. Etappe acht führte uns nach Gorak Shep (oder Gorashep), in die letzte bewohnte Ortschaft vor dem Mount Everest.
Fakten zur Etappe 8
- Start: Lobuche, 4.940m
- Ziel: Gorak Shep, 5.207m
- Entfernung: 4,5 km
- Dauer: 3h 30min
- Anstieg: 366m
- Abstieg: 121m
Wir hatten eine gute Nacht in Lobuche, zumal wir uns allmählich an die Höhe am Everest Trek gewöhnt hatten.
Am Abend saßen wir noch mit Trekkern aus Nepal, Kanada sowie dem Rest der Welt zusammen.
Aus unserem Reiseführer sowie anhand der Karte hatten wir erfahren, dass ganz in der Nähe eine Forschungsstation von Italienern (Ev-K2-CNR Pyramid Laboratory) betrieben wird.
Aufgrund ihrer charakteristischen Form wird diese von den Einheimischen auch „the Italian Pyramid“ genannt.
Unsere Wirtin erklärte uns, dass die Station am Weg nach Gorak Shep zu erreichen wäre, am besten auf direktem Wege über die Moräne hinter dem Haus.
So gingen wir los und wanderten fürs erste den steilen Hang hinter der Lodge rauf.
Oben angelangt mussten wir jedoch feststellen, dass der Weg zur Italian Pyramid wohl noch etwas weiter und steiniger als erwartet werden würde.
In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns auf einer für Europäer außerordentlichen Seehöhe befanden und wir noch die Kraft und Zeit für den Marsch nach Gorak Shep benötigten, stiegen wir ab zum normalen Pfad und verschoben den Besuch bei den Italienern auf den nächsten Nepal-Trip.
Der Weg nach Gorak Shep führt zunächst noch über das hochalpine steppenartige Terrain zwischen Moräne und Hang.
Allmählich jedoch findet man sich selbst direkt im Gletscherauslauf wieder.
Man höhrt, wie zuhause auf der Pasterze, die Gletschermilch unter dem Boden fließen und weiß, dass der Sand, auf dem man schreitet, nur die oberste Schicht eines Gletschers darstellt.
So geht es rauf und runter in der skurrilen Gletscherlandschaft, wobei in dieser Höhe alles, außer vielleicht Sitzen, anstrengend ist.
Belohnt wird man schließlich durch den Anblick von Gorak Shep vor den höchsten Bergen dieser Erde.
Auf stolzen 5.207 Metern Seehöhe erhebt sich die aus einigen Lodges bestehende Siedlung Gorak Shep, direkt zwischen einem ausgetrockneten Seebett (welches den selben Namen trägt) und dem Khumbu-Gletscher gelegen.
Man spürt, dass man sich am Rande der Zivilisation bewegt.
In Gorak Shep findet man kaum normale Wohnhäuser von Einheimischen.
Die wenigen Gebäude sind voll und ganz auf Bergsteiger und Trekker ausgerichtet.
Laut der Wikipedia hat Gorak Shep seinen Namen von einer Legende um die Gorak-Hühner:
Sie sollen, so sagt man, nach dem Verzehr giftiger Pflanzen zum Mount Everest rauf fliegen, um sich des Giftes im freien Fall wieder zu entledigen.
Leider haben wir dort oben keine Hühner gesehen, jedoch laufen dort, wie überall, immer mal wieder ein paar Hunde vorbei.
Diese sind aber alle zahm und an Menschen gewöhnt und werden von den Bergsteigern gefüttert.
Immer wieder fliegen Helikopter auf dem Weg ins Basislager vorbei.
Aufgrund der Höhe fliegen diese recht knapp in Bodennähe, ein abenteuerlicher Anblick.
Ebenso landen immer mal wieder Hubschrauber, um Leute mit akuter Höhenkrankheit ins Tal zu bringen.
Für diese Fälle halten die Lodges auch Sauerstoffflaschen zur Erstversorgung bereit.
Hier schläft jeder, der am Mount Everest Base Camp Trek unterwegs ist, zumal das reguläre Permit ohnehin keine Übernachtung im Basislager erlauben würde (und den Leuten dafür natürlich auch die Ausrüstung fehlt).
In der Hochsaison im Herbst kann es zumal recht eng werden, vor allem ohne Reservierung.
So kommt es auch vor, dass Trekker im Speisesaal schlafen – wobei es dort vermutlich ohnehin am wärmsten ist.
Prem Gurung, unser Guide, hat uns zwei warme Wasserflaschen, quasi als Wärmflaschen, für die Nacht besorgt.
Bei der Everest-Expedition 1952 lag das Basislager übrigens noch direkt in Gorak Shep.
Erst später entschloss man sich dazu, das Base Camp näher am Khumbu-Icefall zu errichten.
Der Aufenthalt in Gorak Shep ist uns, verglichen mit der vergangenen Woche im Khumbu, nicht so entspannt erschienen.
Zum einen herrscht ein reges Treiben, da die Trekker entweder auf dem Weg zum Basislager oder auf der Rückkehr von dort sind.
Zum anderen ist man selbst angespannt, vor allem, da der Marsch auf den noch höher gelegenen Kala Patthar (5.675m) noch vor einem liegt.
So haben wir unser Zimmer bezogen, etwas Gemüsereis gegessen, und sollten noch am selben Tag das Ziel der gesamten Reise erreichen, das Basislager des Mount Everest.
Ein weiterer Nachmittagsmarsch von über 2 Stunden auf über 5.200 Höhenmetern (und auch wieder zurück) stand uns bevor.
GPS-Karte
Hier geht’s weiter zum ersten Ziel der Reise, dem Mount Everest Base Camp.