Am Fuße des Stüdlgrats, dem bedeutenden und ebenso anspruchsvollen Südwest-Grat des Großglockners, befindet sich in der sogenannten Fanatscharte die Stüdlhütte, die erste Hütte des Deutschen Alpenvereins. Die Geschichte der Hütte ist gleichzeitig die Geschichte des Glocknerbergsteigens in Kals in Osttirol.
Fakten zur Stüdlhütte
- Hausberg: Großglockner
- Bewirtschaftung durch Seilbahn
- 122 Plätze im Matratzenlager
- Winterraum mit 16 Plätzen vorhanden
- Öffnungszeiten Sommer: Mitte Juni bis Mitte Oktober
- Öffnungszeiten Winter: Anfang März bis Mitte Mai
- +43 4876 8209 – Kontakt
- Handyempfang: ja
- Aufstieg: 2,5 bis 3 Stunden, ca. 800 Höhenmeter
- Tourenbeschreibung
zur Geschichte der Stüdlhütte
1867 betrat der Prager Kaufmann Johann Stüdl das erste Mal Kalser Boden. Stüdl darf sicherlich als Pionier des Glocknerbergsteigens bezeichnet werden. Sofort erkannte er den Wert der Lage unterm Großglockner und ebenso den nötigen Handlungsbedarf diesbezüglich.
Er finanzierte die Errichtung der viereinhalb mal siebeneinhalb Meter großen ersten Stüdlhütte, welche bereits ein Jahr später eröffnet wurde. Somit war Platz für bis zu 12 Personen geschaffen und damit einhergehend ein hochalpiner Stützpunkt zur Besteigung des Großglockners, welcher vor dem ersten Weltkrieg allerdings noch nicht der höchste Berg des Landes war.
Die Kalser waren schon länger auf der Suche nach einer Route zur touristischen Erschließung des Großglockners von Tiroler Seite. Die Kärntner waren ja von Heiligenblut aus schon seit der Erstbesteigung recht aktiv und hatten auch schon ihre entsprechende Hütte, die Salmhütte.
So investierte Johann Stüdl in die Errichtung einer entsprechenden Steiganlage mit Eisenstiften und Seilen über den Südwestgrat – welchen wir nun alle als Stüdlgrat kennen. Diese Bezeichnung wurde allerdings erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebräuchlich.
Johann Stüdl gründete auch 1869 in Kals am Großglockner den ersten Bergführerverein der Ostalpen. Dadurch legte er einen Grundstein für das organisierte Bergführerwesen wie wir es heute kennen.
Er initiierte bzw. finanzierte ebenso noch andere Hütten in den Ostalpen, wie etwa die Prager Hütte, Clarahütte, die Payerhütte oder die Glorerhütte.
Darüber hinaus zählt er zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Alpenvereins und war 50 Jahre lang Obmann der Sektion Prag.
Bereits 1870 wurde Stüdl, den man übrigens den „Glocknerherrn“ nannte, zum Ehrenbürger von Kals am Großglockner ernannt.
Die erste Stüdlhütte war auch insofern wichtig für die Region, als dass dadurch der touristischen Konkurrenz in Form von Heiligenblut auf der anderen Seite des Glockners entgegengetreten werden konnte.
Die Stüdlhütte entwickelte sich rasch zum alpinen Fixpunkt der Osttiroler Bergsteiger, weshalb bereits 1872 erste Umbauten und Erweiterungen geschahen und weitere folgten.
die Stüdlhütte heute
In den 1990er-Jahren musste durch Sachverständige festgestellt werden, dass eine dauerhafte Standfestigkeit der Stüdlhütte nicht gewährleistet werden konnte. So wurde die aktuelle Stüdlhütte – wie wir sie kennen – von 1993 bis 1996 nach Plänen von Albin Glaser neu errichtet. Die hochalpine Lage mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h führte letztlich zur charakteristischen Form der neuen Hütte.
Auf der Windseite der Stüdlhütte findet sich ein heruntergezogenes gebogenes Aluminiumdach, während die drei verbleibenden Seiten der Hütte mit Holzschindeln versehen sind. Durch die gebogene Wand auf der Wetterseite ergibt sich auch der markante Querschnitt der Hütte, welchen Mathematiker als beschnittene Ellipse beschreiben würden.
Die neue Stüdlhütte wird einerseits den Kriterien für energieeffizientes Bauen (Solarthermie, Photovoltaik) und andererseits den Kriterien für Bauen im alpinen Raum des Nationalparks Hohe Tauern gerecht. Liefert die Sonne mal nicht genügend Energie so wird auf ein pflanzenölbetriebenes Blockheizkraftwerk ausgewichen. Das bauphysikalische Konzept stammt übrigens vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme.
Ein absolutes Muss für jeden Besucher ist eine kurze Wanderung auf den Fanatkogel (2.905m). Dieser ragt direkt hinter dem Winterlager steil empor, ist jedoch innerhalb von 15 Minuten zu erreichen. Die Aussicht von dort auf Großglockner, Stüdlgrat, Adlersruhe und die umgebenden Gletscher erinnert an Nepal und macht dem Wanderer erst recht bewusst, in welch hochalpinem Gebiet er sich hier befindet. (Tipp: zum mehrtägigen Trekking in Osttirol bietet sich der Wiener Höhenweg an)
der Zustieg zur Stüdlhütte
- Reise nach Kals am Großglockner
- Über die Kalser Glocknerstraße zum Lucknerhaus (1.984m)
- Straßenmaut ca. €7,- (€14,- für 24h)
- Zustieg gemütlich über den Normalweg rauf zur Lucknerhütte (2.241m) – ca. 45min
- dem Weg folgend erreicht man nach insgesamt 2,5 bis 3 Stunden Wanderung die Stüdlhütte auf 2.801m
GPS-Karte
die Gipfel rund um die Stüdlhütte
- Großglockner (3.798m) – 04:30
- Romariswandkopf (3.508m) – 03:00
- Blaue Wand (2.912m) – 00:30
- Gramul (3.271m) – 02:00
- Teufelskamp (3.503m) – 02:30
- Schere/Luisenkopf (3.207m) – 01:30 als leichte Skitour
die Nachbarhütten der Stüdlhütte
- Salmhütte (2.644m) – 04:00 über die Pfortscharte
- Glorer Hütte (2.642m) – 02:30 über den Medelsattel
- Kalser Tauernhaus (1.755m) – 05:30
- Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) (3.451m) – 02:30
Hier geht’s weiter zur Salmhütte, einem weiteren Fixpunkt für jeden Glockner-Kenner.